Überall gibt es Ecken, Winkel und Nischen, unscharfe Randzonen der Aufmerksamkeit, an denen technische Installationen ihr unbemerktes, aber wirksames Dasein führen. An solche Orte müßte sich die Kunst zurückziehen, dorthin müßte sie vordringen. Sie müßte sich, einem Geheimagenten gleich, einschleichen in die verschwiegene Welt der Kästchen, Dosen und Schalter, der Garagenöffner, Fernbedienungen und Warnanlagen. Sie müßte Mimikry machen, und sich den Feuerlöschern und Notbeleuchtungen, den Meßinstrumenten und Temperaturfühlern, den Rauchsensoren und Feuermeldern, Geruchverbreitern, Lautsprechern und Schaltuhren angleichen. Wie Verteilerkästen und Regler müßte sie grau sein oder weiß, lautlos und unscheinbar, neutral wie ihre technischen Verwandten und die Orte an denen sie hängen, kleben und haften. Sie müßte sein, wie ehedem der Mistelzweig über der Tür, der Knoblauch am Fensterkreuz. Sie wäre ein stummer Zeuge. Aber wie ihre technischen und magischen Halbbrüder und -schwestern geschäftig im Verborgenen für unbekannte Auftraggeber. Sie wäre eine beruhigende und zugleich eine beunruhigende Kraft. Sie verdankte sie ihrer undurchschaubaren Verbindung, die sie zu irgendetwas oder irgendwem im Geheimen unterhielte. Allgegenwärtig sähe sie und hörte, röche, registrierte, leitete weiter, unterbräche oder verbände. Wie ihre saubere Verwandschaft wäre sie einfach da und niemand wüßte, was sie eigentlich tut und ob sie es tut. Keiner ahnte wirklich, wessen Agent sie wäre, wer sie an ihren dunklen Ort verbrachte und warum. Sie wäre einfach da. Vor arglosen Blicken offen verborgen. R.S. 1987

Katalogtext aus:

KKS - KOOL KILLER SYSTEMS
Dingbilder für unpopuläre Orte
Kunstverein Kirchzarten 1987

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