Blütenbäumchen (Bronze)
nach Van Gogh
Eingangsbereich Behördenzentrum Radolfzell; nicht realisiert, 1994

Der Birnbaum ist ein ‘Ding’, das tatsächlich hier stehen könnte: ein alltägliches, triviales ‘Ding’ - aber zugleich fällt es total aus der alltäglichen Ordnung heraus: zu Zeiten (zu seiner Zeit - im Frühling) ist der ‘Baum’ wirklich: ein blühender Birnbaum; zu Zeiten (im Winter) ist er unwirklich, ein Traum.

Im Gang der Jahreszeiten wird das Kunstwerk im Frühjahr Bestandteil der Natur, im Winter ein Überrest, der aus der Natur heraussteht. Umgekehrt wird auch Natur Bestandteil des Kunstwerks: es ist nur was es ist, in Relation zu dieser: Unauffällig, normal im Frühjahr; merkwürdig fremd und doch vertraut im Sommer; ein unzeitgemäßer Überrest, Zeichen nostalgischen Rückblicks im Herbst; ein unzeitgemäßer Vorbote, Zeichen hoffenden Vorausblicks im Winter.

Diese Verschiebung oder Lageveränderung in der Zeit (oder die Anamorphose der Zeit selbst) rückt das ‘Ding’ an eine jeweils andere Stelle im symbolischen Universum der Bedeutungen.

Ein Wanderer zwischen den Zeiten - oder (umgekehrt) ein ewig präsentes, mit sich selbst identisches ‘Ding’, das in seiner Zeit, auf seiner Zeit beharrt, während drum herum sich alles dreht: Ein stillgestellter Augenblick, eine plastische Fotografie - ein a-historischer Kern, jenseits und diesseits der Zeit: ein Kunstwerk.


Blühtenbäumchen, Bronze, nach Van Gogh, Detailmodell, 1994

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