Dass Waffen wohlgeformt sind, oder doch sein
können, ist kaum zu bestreiten; scheinen doch schon
Tiere mit der imposanten Schönheit ihrer
kämpferischen Ausrüstung zu prahlen. Ist umgekehrt
aber auch Schönheit eine Waffe? Können sich Kunst,
Mode oder Design beispielsweise für Freiheit,
Frieden und Gerechtigkeit der Welt engagieren oder
haben ihre Vertreter, so sie dies tun, genau damit
ihr je eigenes Feld schon verlassen? Sind sie dann
noch KünstlerInnen, ModeschöpferInnen oder
DesignerInnen oder sind sie dann nur mehr Agitatoren
in einem ausschliesslich ethisch zu rechtfertigenden
Engagement?
Spätestens seit dem Bericht des Club of Rome von
1972 ist auch einer breiten Mehrheit von
Nichtwissenschaftlern deutlich geworden, dass
Menschen im Begriff sind Lebensbedingungen auf der
Erde im grossen Stil zu zerstören. Armut, Gewalt,
Bevölkerungswachstum und riskante Techniken wurden
als globale Bedrohungen erkannt. Inzwischen gilt
manchen die Ökologie, verstanden als weitreichende
Umweltforschung, als Leitwissenschaft. Und aktuelle
gesellschaftliche Wertorientierungen – markiert
durch Stichworte wie Nachhaltigkeit, Natur- und
Landschaftsschutz – fordern neue lebensweltliche
Einstellungen auch des Einzelnen. Alle sollen, so
der allgegenwärtige kulturelle Auftrag, dazu
beitragen eine Welt zu gestalten und zu erhalten,
die auch zukünftigen Generationen erlaubt,
eigenverantwortlich und frei zu handeln.
Gilt der umweltpolitische und sozio-kulturelle
Auftrag auch für die Kunst? Vor dem Hintergrund
einer abendländischen Geschichte, die sich selbst
von mythologischer und religiöser Bevormundung
befreit weiss und sich erfolgreich von politischer
Indienstname emanzipiert hat, scheint dies nicht
selbstverständlich. Die Vortragsreihe thematisiert
Argumentationslinien der Ethik, die in den Begriffen
Verantwortung, Nachhaltigkeit, Freiheit und
Autonomie der Kunst konvergieren und stellt die
Frage, ob und in welchem Sinne Fragen der Ästhetik
mit denen der Ökologie zu verbinden sind. Gibt es
eine ökologische Ästhetik?
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Richard Schindler, Freiburg
Aufklärung als Massenbetrug?
Al Gores "Unbequeme Wahrheit" und der Film "Unsere
Erde"
Dienstag/ 18. November 2008/
20 Uhr c.t.
Hörsaal 1199, KG I der Universität
Beide Filme sind aufklärende Dokumentationen und
damit auch engagierte Stellungnahmen zur drohenden
Klimakatastrophe und der hausgemachten Zerstörung
unseres Planeten - so jedenfalls das einhellige
Urteil aus
ethischer und aus ökologisch motivierter
Perspektive.
Die allseits gefeierten Kinofilme sind demnach aber
auch
populäre Beispiele dafür, wie Natur und ökologisches
Anliegen heute als Bild erscheinen. Der Vortrag ist
ein
Versuch, den Blick auf das Ganze zu richten und die
Frage
zu erörtern, was eigentlich „ökologische Ästhetik“
ist:
Aufklärung oder Massenbetrug?
Im Zusammenhang mit dem Vortrag läuft der Film
Unsere Erde im Harmonie Kino in der
Grünwälderstraße, Freiburg am 17.11. um 19 Uhr.
Richard
Schindler ist bildender Künstler und Autor von
Texten zur Kunst. Er realisierte zahlreiche Aufträge
zur Kunst im öffentlichen Raum und lehrte u.a. an
der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel und
an der Hochschule Furtwangen University. Zugleich
war Richard Schindler Gastprofessor an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in
Nürnberg. Seine letzte Einzelausstellung zeigte er
im Nationalmuseum Brukenthal Sibiu, Kulturhauptstadt
Europas 2007.
Thomas
Dresel, Freiburg
Das schöne Bild vom guten Essen.
Orte des Genießens und ihre Entfernung von
Amerika
Montag/1. Dezember 2008/20
Uhr
Konferenzraum, Carl-Schurz- Haus,
Eisenbahnstr. 62, 3. Etage
Bestimmte Orte verheißen besonderen Genuss und
Geschmack. Dabei verbindet das wiederkehrende Motiv
des Gartens ("Paradies") Kunst und Natur, Ästhetik
und Ökologie. Welche Bilder vom guten Leben enthält
der berühmte mediterrane Lebensstil, das global
erfolgreiche
wie verpönte Fast Food Amerikas, aber auch
dessen Geschmack von Freiheit und Abenteuer, oder
die
neue regionale Küche mit ihren saisonalen und
biologischen
Produkten? Aufgesucht werden Darstellungen
in neueren Landschaftsbildbänden und Kochbüchern,
sowie einige amerikanische Detektive und europäische
Kommissare, die sich bei ihren Ermittlungen einen
Genuss
gönnen.
Thomas Dresel ist Kultursoziologe. Nach
Lehrtätigkeit
an der Universität, Forschungen zur populären Kultur
und zur Technikfolgenabschätzung ist er derzeit
hauptberuflich
in der kommunalen Umweltverwaltung tätig.
Johannes Stüttgen, Düsseldorf
Denkverzagtheit. Die Klimakatastrophe ist
Ausdruck von Denkverzagtheit.
13.01.2009, Hörsaal 1199 - KG I der
Universität, um 20 Uhr c.t.
Erst wenn die Ökologie die Begrenzung ihres Begriffs
auf bloße Umweltforschung aufsprengt und die
Freiheitsbestimmung des Menschen, also die
Menschennatur selbst in den Mittelpunkt rückt und
erst
wenn diese Freiheitsbestimmung in einem erweiterten
Begriff der Kunst ganz neu begründet wird, kann
überhaupt
wieder von Schönheit die Rede sein. Die überkommenen
Begriffe von Ethik und Ästhetik, aber auch
der gängige Begriff von Ökologie werden die
Vernichtung
unserer Lebensgrundlage und die Verhässlichung
unserer Seele nicht aufhalten.
Johannes Stüttgen war Meisterschüler und Mitarbeiter
von Joseph Beuys und Geschäftsführer der Free
International University und des Omnibus für Direkte
Demokratie. Er hatte Gastprofessuren in Hamburg
und Gießen und ist seit 2004 Honorary Fellow der
Oxford Brookes University
Horst
Schumacher, Erfurt
Das Nützliche und das Schöne. Zur Kultur
regenerativer Energien im internationalen Diskurs
27.01.2009, Hörsaal 1199 - KG I der
Universität, um 20 Uhr c.t.
Die Not der zur Neige gehenden primären
Energiequellen
Öl, Gas und Uran und die damit verbundenen
Verteilungskämpfe wecken das politische Begehren
nach Alternativen. Aus wissenschaftlich-technischer
Sicht möchte man sagen: kein Problem! Aus
kultureller
Perspektive stellt sich jedoch die Frage nach den
ästhetischen Konsequenzen: Wie sollen sich Orts- und
Landschaftsbilder zukünftig gestalten? Nur wenige
Beispiele zeigen, wie der anstehende
Wandel in ökonomisch, ökologisch und ästhetisch
zufriedenstellender Weise vollzogen werden kann. Das
Dessau-Wörlitzer Gartenreich gehört dazu: Es zeigt
eine gelungene alles umfassende „ornamented
farm“, die heute den Status eines UNESCO
Weltkulturerbes genießt. Der Vortrag thematisiert
Entwicklungsperspektiven nach dem Motto dieses
altehrwürdigen Projekts: das Nützliche mit dem
Schönen verbinden.
Horst Schumacher ist Professor für
Freiraumplanung und Entwerfen an der FH Erfurt in
der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und
Forst. Grundlage seiner Forschung und Lehre zu
Fragen nachhaltiger
Ent-wicklung von Orts- und Landschaftsbildern im
Zusammenhang mit Erneuerbaren Energietechnologien
ist seine 25jährige Berufserfahrung in Geschichte
und Theorie der Gartenkunst. Seine
Lehrveranstaltungs-
reihe Energiegarten® wurde im November 2007 als
offizielles Projekt der UN-Dekade ausgezeichnet.
Christine Gerhardt, Freiburg
“The perfect movements of animals and the
sentiment of trees”: ökologische Ästhetik in der
amerikanischen Literatur
11.02.2009, Hörsaal 1098 - KG I der
Universität, 20 Uhr c.t.
Die moderne Umweltkrise scheint primär eine
wirtschaftliche und politische Krise zu sein, die
uns zu einem materiell nachhaltigen Umgang mit der
Natur zwingt. Doch ein rein pragmatischer Zugang zur
Umweltkrise widerspricht sich selbst: wir können nur
umdenken, wenn es unsere Vorstellungskraft zulässt.
Die Literatur spielt hier eine zentrale Rolle, denn
sie ist Ausdruck und Motor dieser Vorstellungskraft
und eines kreativen Umgangs mit der Umwelt. Anhand
U.S.- amerikanischer Texte, von Thoreaus Essays über
die Prosa von Janisse Ray und Barry Lopez bis zur
Lyrik von Marianne Moore and W.S. Merwin, fragt
dieser Vortrag nach den ästhetischen Besonderheiten
„grüner“ Literatur - Literatur, die nicht nur
bestimmte „ökologische“ Merkmale hat, sondern vor
allem auch zu einer neuen ökologischen Phantasie
einlädt.
Christine Gerhardt ist amerikanistische
Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und seit
Oktober 2008 Leiterin des Carl-Schurz-Hauses
/Deutsch-Amerikanisches Institut in Freiburg. Neben
ihren Arbeiten zur afro-amerikanischen Literatur und
Südstaatenliteratur (Rituale des Scheiterns: Die
Reconstruction-Periode im amerikanischen
Roman, Winter: 2002) hat sie sich vor allem mit
"grüner" Literatur und Literaturkritik beschäftigt
und gerade ein Buch über amerikanische Lyrik und
ökologische Ethik abgeschlossen.
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