Kulturdialog

Vertreter der Wirtschaft und Künstler im Gespräch.

Eine Initiative der Ökobank Frankfurt (Bernd Steyer) und
des Künstlers Richard Schindler (Freiburg).
Die Gesprächsrunde begann am 09.11.1999 in Freiburg.

Unsere Absicht ist, einen Diskurs zwischen Kunst und Wirtschaft zu initiieren, der zu einer weiteren Kooperation führt - jenseits bekannter Beziehungen als Sponsor, Auftraggeber, Sammler, oder Kunde. Dazu sollen, in Form von besonderen Tagungsgesprächen, Voraussetzungen geschaffen werden, die es erlauben gemeinsam darüber nachzudenken, welche Wechselwirkungen zwischen den Bereichen Kunst und Güterproduktion bereits bestehen und welche Möglichkeiten zukünftig realisiert werden könnten oder sollten. (Abb.: Balkenhol, Kleines Paar)

Es geht darum, das traditionelle Spannungsfeld zwischen Kunst und Wirtschaft produktiv zu nutzen. In den ausdifferenzierten Kulturbereichen Kunst und Wirtschaft haben sich unabhängig voneinander unterscheidbare Forschungs-, Produktions- und Distributionsverfahren entwickelt. Deren Konvergenzen und Differenzen heraus zu finden, ist für gemeinsam gesellschaftlich verantwortetes Handeln notwendig geworden.

Wir gehen weiter davon aus, dass aktiv gestaltetes Wirtschaftsleben immer auch schon ästhetische Gesichtspunkte umfasst und dass künstlerische Hervorbringung im weiteren Sinne immer auch wirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigen muss. Beiden Bereichen kann gerade das problematisch sein, was dem jeweils anderen selbstverständlich ist. Mit anderen Worten: Wir gehen davon aus, dass hinreichend Gemeinsamkeiten - auch problematischer Natur - gegeben sind, die eine ausdrückliche Kooperation möglich und sachlich als notwendig erscheinen lassen. Wir wollen zusammen über Probleme und Chancen einer Kooperation nachdenken und zukünftige wie aktuelle Möglichkeiten der praktischen Zusammenarbeit eruieren und realisieren. Ziel ist, die Zusammenarbeit von Künstlern und innovativ gestaltenden Unternehmern zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur und des künstlerischen Handelns zu machen.

Das Gespräch soll bei einem gemeinsamem Essen in gehobenem Ambiente stattfinden und durch einen Gastvortrag eingeleitet werden. Wir hoffen auf persönliche Kontakte und einen geistigen Austausch, der in eine moderierte offene Diskussionsrunde übergeht. Unser Wunsch ist, die Gesprächsrunde dauerhaft zu installieren und in loser Folge regelmäßig fortzuführen. Der Gesprächskreis ist klein, relativ konstant, und soll nicht mehr als 25 Teilnehmer umfassen. Zum Abschluss des Treffens könnte ein neuer Termin und das Thema für die nächste Gesprächsrunde verabredet werden. Die gehaltenen Vorträge und ein Tagungsprotokoll (allseitiges Einverständnis vorausgesetzt) sollen als Ergänzung und zur Vorbereitung zum jeweils nächsten Gespräch rechtzeitig und in ansprechend gebundener Form vorliegen; ergänzt durch Biografien der teilnehmenden Künstler und Firmenporträts der Unternehmen. Vorschläge für Gastreferenten sind willkommen. (Abb. Jasper Johns)

Gespräche in Rundfunk, Fernsehen und anderen öffentlichen Veranstaltungen werden für ein Publikum inszeniert. Der Kulturdialog findet ohne ein solches Publikum statt. Er hat nicht das Ziel, potentielle Teilnehmer zu informieren, anzuregen oder zu unterhalten: Das Gespräch über Kultur soll nicht selbst schon wieder eine Kulturware für einen Kulturmarkt sein. Der Kulturdialog reflektiert, im Austausch von Informationen und Meinungen, im Formulierungsversuch von bisher Ungesagtem unsere Situation und unser Selbstverständnis als Künstler und Unternehmer heute. Das Gespräch ist ein Versuch zur kulturellen Selbstverständigung - ein Gespräch „an-und-für-uns". Der Dialog verdankt sich dem Interesse und Engagement aller Teilnehmer. Er ist eine persönlich getragene Unternehmung in kommunikativer Absicht; ohne Zwang zu vorzeigbaren oder unmittelbar verwertbaren Ergebnissen. Insofern ist er eine Fortsetzung des künstlerischen Projekts: „Freiburger Ateliergespräche 1987 - 1995" von Richard Schindler, in anderer Form und mit anderen Mitteln.

Die Ökobank finanziert, organisiert und realisiert das Treffen und die Publikation des Vortrags. Sie ist kein ‘verschwindender Vermittler’, sondern selbst aktiver Teil der angestrebten Begegnung, mit eigenem Interesse an Thema, Austausch und Kooperation. Die Veranstaltung selbst ist bereits eine erste Realisierung der Projektidee.

KKS, Kunststoff, Aluminium, 1986

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