Wand.Rose
(Detail)
Richard Schindler und Rita Deschler
8 x 26 m
Firma Arno Häringer GmbH, Freiburg Industriegebiet Nord, 2002
Aus dem Entwurfskonzept:
Der Neubau liegt im Industriegebiet Nord in Freiburg und wird von einem
Malerfachbetrieb genutzt. Das langgestreckte Gebäude grenzt mit seiner
schmalen Eingangsfassade an eine Stichstraße der Mooswaldallee. Diese
Straße ist eine Sackgasse. Eine Annäherung an das Gebäude erfolgt daher
immer zuerst aus süd-östlicher Richtung.
Die Lage und die dicht angrenzende Bebauung im Süd-Osten erzwingen
einen perspektivisch verzerrten Blick auf die langgestreckte Wand. Eine
frontale Betrachtung der Süd-Ostfassade ist nicht möglich. Die Wand ist
nur aus einem spitzen Winkel von der Straße aus einzusehen. Außerdem ist
diese Gebäudeseite, anders als die gegenüberliegende Nord-Westfassade,
architektonisch nicht gegliedert. Aus diesen Gründen wirkt das Gebäude
auffällig lang, dynamisch gestreckt.
Lageplan
Auf der glatten, weißen Wand befindet sich ein großes
Wandgemälde.
Es handelt sich um eine farblich zarte Darstellung eines Rosenzweiges.
Der Zweig ist nahezu über die ganze Wandfläche gedehnt.
Die Dehnung ergibt eine extreme perspektivische Verzerrung.
Entwurf
Aus dem Entwurfskonzept
Die Wahl des Bildgegenstandes ergibt sich
aus der zunächst naheliegenden Idee vor der fensterlosen Wand
eine geeignete Bepflanzung auszubringen.
Vor allem aber ist das Blumenmotiv ein traditionell beliebtes
Tapetenmotiv,
das als solches einen inhaltlichen Bezug zur Nutzung des Gebäudes hat.
Die verzerrte und zunächst befremdende Darstellung des
Rosenzweiges
thematisiert den immer perspektivischen Blick eines jeden Betrachters.
Das Wandbild reagiert auf den
an diesem Ort erzwungenen spitzen Blickwinkel.
Dieser wird nicht als Manko verstanden, sondern
als Chance den eigenen Standpunkt wahrzunehmen.
Anders als bei einer anamorphotischen Abbildung,
deren verzerrte Darstellung durch eine Änderung des
Betrachterstandpunktes
korrigiert werden kann, ist dies bei diesem Wandbild nicht möglich.
Zum einen kann, wegen der dichten Bebauung,
kein anderer Standpunkt eingenommen werden;
zum anderen wird diese Möglichkeit
durch die Art und Weise der Darstellung unterlaufen:
Der Bildgegenstand ist tatsächlich verzerrt.
Die Arbeit wirft die Frage auf:
Gibt es einen „idealen", „richtigen" Standpunkt von dem aus die Dinge
wahrgenommen werden können?
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